Die Bibel ist ja bekanntlich vollgepackt mit Geschichten, die grosser als das Leben selbst sind – und eine der bekanntesten ist ohne Zweifel der Moment, in dem Moses das Meer teilte. Diese Szene wurde unzahlige Male verfilmt, kunstlerisch dargestellt und diskutiert – aber mal ehrlich: Welches Meer hat Moses geteilt? Und was steckt historisch und geografisch eigentlich genau dahinter? Wer sich diese Frage stellt, ist nicht allein – und genau deshalb werfen wir gemeinsam einen genaueren Blick auf diese legendare Szene.
Welches Meer hat Moses geteilt?
Der klassische Moment, in dem Moses das Volk Israel vor der agyptischen Armee rettet, wird in der Bibel im Buch Exodus beschrieben. Dort steht, dass er mit seinem Stab auf das Wasser zeigt – und das Meer sich spektakular teilt, sodass die Israeliten trockenen Fusses hindurchlaufen konnen. Doch was viele uberrascht: Die Bibel nennt den Ort nicht ,,Rotes Meer”, wie es oft heisst, sondern spricht vom ,,Schilfmeer”.
Jetzt kommt die grosse Verwirrung: Ist das Schilfmeer dasselbe wie das Rote Meer? Oder war das ein Ubersetzungsfehler, ein kulturelles Missverstandnis – oder vielleicht einfach ein Fall von Hollywood trifft auf Altes Testament?
Schilfmeer vs. Rotes Meer – was stimmt denn nun?
Hier wird’s spannend. In der hebraischen Bibel steht tatsachlich ,,Jam Suf”, was ubersetzt ,,Meer der Schilfrohre” oder eben ,,Schilfmeer” bedeutet. Die griechische Ubersetzung der Bibel – die Septuaginta – hat daraus allerdings ,,Erythra Thalassa” gemacht, also ,,Rotes Meer”. Diese Version wurde dann in die lateinische Bibel ubernommen, und von da an war das Kind irgendwie in den Brunnen gefallen. Seitdem denken viele, Moses habe das Rote Meer geteilt.
Historisch gesehen konnte mit dem Schilfmeer aber auch ein flaches Sumpfgebiet im Nordosten Agyptens gemeint gewesen sein. Einige Forscher vermuten zum Beispiel die Bitterseen oder den heutigen Suezkanal-Bereich. Diese Regionen konnten sich durch geologische oder meteorologische Phanomene tatsachlich kurzfristig entleert haben – starker Wind inklusive. Klingt ein bisschen nach Wunder, aber auch nach Naturphanomen. Wer weiss?
Was sagen Archaologen und Historiker?
Es gibt verschiedene Theorien, wie die biblische Erzahlung einzuordnen ist. Manche Archaologen sagen: Das Ereignis kann geografisch nicht belegt werden. Andere hingegen versuchen mit viel Eifer, historische Beweise zu finden – etwa Spuren agyptischer Streitwagen am Meeresgrund (Spoiler: bisher leider erfolglos). In Fachkreisen gilt es mittlerweile als wahrscheinlich, dass es sich beim ,,geteilten Meer” eher um eine poetische Darstellung handelt als um ein tatsachliches geographisches Ereignis.
Aber: Es gibt auch Geophysiker, die durch Simulationen gezeigt haben, dass starke Ostwinde durchaus Wasser aus flachen Gewassern drucken konnen – und das uber mehrere Stunden. Diese Simulationen zeigen: Ein Naturwunder ist gar nicht so unwahrscheinlich, wie es zunachst klingt.
Warum denken trotzdem alle an das Rote Meer?
Tja, Hollywood hat seinen Anteil daran. Die monumentale Verfilmung ,,Die zehn Gebote” aus dem Jahr 1956 zeigt eindrucksvoll, wie sich riesige Wellen teilen – und das Ganze spielt naturlich am (angeblich) Roten Meer. Kein Wunder also, dass sich diese Vorstellung festgesetzt hat. Dazu kommt, dass das ,,Rote Meer” als Begriff einfach klangvoller und epischer klingt als das eher bescheidene ,,Schilfmeer”.
Aber auch viele Bibelubersetzungen halten am Begriff ,,Rotes Meer” fest, um es den Lesern einfacher zu machen – oder schlichtweg, weil das uber Jahrhunderte hinweg so tradiert wurde. Ein klassisches Beispiel dafur, wie Ubersetzungen unsere Wahrnehmung pragen.
Wie wahrscheinlich ist eine tatsachliche Meeresteilung?
Gehen wir mal kurz weg von der Bibel und rein in die Wissenschaft: Kann sich Wasser wirklich so drastisch zuruckziehen? Tatsachlich ja. Es gibt Berichte uber sogenannte Windsetdowns – bei denen starker Wind uber flache Gewasser weht und das Wasser zur Seite druckt. Solche Phanomene wurden auch schon im heutigen Nahen Osten beobachtet. Man stelle sich vor: Ein starker Ostwind druckt das Wasser fur einige Stunden zur Seite – gerade genug Zeit fur eine Gruppe Menschen, hindurchzuwandern. Klingt unglaublich, ist aber physikalisch moglich.
Eine Szene mit Symbolkraft – nicht nur in der Religion
Ob nun tatsachlich das Rote Meer oder das Schilfmeer geteilt wurde – eines steht fest: Diese Szene ist ein machtiges Symbol. Sie steht fur Rettung, Freiheit, Neuanfang. Fur viele Glaubige ist sie der Inbegriff dafur, dass es immer einen Ausweg gibt – auch wenn er im ersten Moment unmoglich erscheint. Vielleicht ist das auch der eigentliche Kern dieser Erzahlung.
Fazit: Was sagt uns die Geschichte heute?
Ob du nun an ein Wunder glaubst oder an Naturgesetze – die Geschichte von Moses und dem geteilten Meer bleibt beeindruckend. Sie zeigt uns, dass Wege entstehen konnen, wo vorher keine waren. Vielleicht war es nicht das Rote Meer, vielleicht war es das Schilfmeer. Vielleicht war es beides oder keins davon. Aber was zahlt, ist die Wirkung, die diese Geschichte bis heute auf Menschen hat – und der Mut, den sie uns schenkt, wenn wir ihn brauchen.